Kennst Du das? Wenn Du Dich gegen Gänsehaut nicht wehren kannst? Hatte ich in einem Patientengespräch.

Die Patientin hat seit mehr als zehn Jahren Multiple Sklerose. 

Die Diagnose damals? Ihre Welt ist komplett zusammengebrochen.

Seitdem nimmt sie einen Immunmodulator, Teriflunomid (trotzdem nicht googeln), den sie sehr gut verträgt. Einmal am Tag.

Beim letzten Arztbesuch hat ihr der Neurologe ein Generikum verordnet.  Die Tablette hatte eine andere Farbe und eine andere Form. “Ist nicht ganz so teuer und ist das Gleiche” war der Kommentar des Arztes. “Kann man nichts machen.”

Am gleichen Tag hatte sie höllische Kopfschmerzen, eine Trigeminusneuralgie und Taubheitsgefühle auf der linken Seite.

Zum Glück konnte der Neurologe feststellen, dass die Patientin keinen Schub hatte.

Trotzdem war sie maximal verunsichert.

Mal Hand auf´s Herz: Wie würdest denn Du in dieser Situation handeln?

Krankenkasse anrufen?

Arzt anrufen und um das “Original” bitten?

Klar hat sie das gemacht. Und, wie überraschend, keine Hilfe bekommen.

Danach hat sie dann das Generikum abgesetzt. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie mir das erzählte.

“Der Haarausfall stört mich ja nicht. Ausserdem war ich über 10 Jahre schubfrei und jetzt dieser Mist. Keine Sau nimmt mich ernst.”

Tatsächlich gibt es kein einziges Generikum, das zu 100% deckungsgleich ist. 

Also ist es nicht zu 100% auszuschließen, dass die Beschwerden vom Generikum kommen. Sehr unwahrscheinlich, aber die Patientin muss wissen, dass ich sie ernst nehme.

Zeitsprung:

Nach einem Medikationscheck und unter Verwendung von künstlicher Intelligenz kam ich auf eine “Diagnose”, die ich als Apotheker natürlich nicht stellen darf. 

Von 2009-2011 habe ich den Masterstudiengang “Complementary Medicine” an der Viadrina in FFO absolviert. Dutzende Ärzte und zwei Apotheker. Dort haben wir im Modul Biologische Schmerzmedizin auch über CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) gesprochen. 

Ich hatte ihr diskret alle Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und ihr empfohlen, diese “Diagnose” mal mit ihrem Arzt zu besprechen. “Sag einfach, du hast das in deiner Selbsthilfegruppe gehört.”

Und jetzt?

Ja. Es ist CMD. Sie hat jetzt eine Aufbissschiene.

Ja. Sie nimmt das Generikum.

Ja. Sie ist die Beschwerden los.

Hilfe von der GKV? Nada.

Hilfe vom Gesetzgeber? Nada.

Egal. Sie ist glücklich und ich habe ihr helfen dürfen.

Nennt man Apotheke vor Ort.

Kann kein Versender. (Wenn er es könnte, würde er es nicht anbieten, weil es nicht honoriert wird.)

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